Donnerstag, 30. September 2021

Notizen Oktober 2021

Notizen Oktober 2021


Gore Vidal  (1924 - 2012)

Myra Breckinridge (2019)
...begonnen...verwunderlich, dass dieses Werk heutzutage nicht mehr Beachtung findet - speziell vor in Anbetracht der starken Präsenz diverser Transgender und "Diversity" Themen. 
Gore Vidal war vor einem halben Jahrhundert einer der bekanntesten Autoren der Welt, Burgerschreck mit starker Präsenz in den US Medien, ähnlich wie Michel Houellebecq im Frankreich der 2000er Jahre.  
Soweit mir bekannt wurde dieser Roman seit über 30 Jahren nicht mehr in Deutscher Sprache aufgelegt...
Vermutlich ist das Werk zu satirisch, zu differenziert, zu wenig eindimensional, um heute noch Anklang finden zu können.
Schon auf den ersten Seiten voll von bösartigen Bonmots - sehr unterhaltsam. Mir ist schleierhaft, wie man diesen Text im Jahre 1970 verfilmen konnte -jedenfalls mit geringem Erfolg, aber mit damals prominenten Darstellern wie Raquel Welch, John Houston und Farrah Fawcett ...


Graham Greene (1904 - 1991)

Ways Of Escape (1973)
Wiederaufgenommen...Graham Greene "versteckt" sich hier beinahe hinter einer Abfolge von Kapiteln, die wie gesammelte Vorworte zu seinen Werken scheinen.
Das ganze wirkt daher, an der Kategorie Autobiographie gemessen, eher unpersönlich - wer aber Greenes Bücher gelesen hat und/mag und an einer Tour der Force durch die politischen Krisen und Krisenherde des 20. Jahrhunderts interessiert ist: definitiv lesenswert, für mich faszinierend.
Bei dieser Gelegenheit bin ich auf die Kritik des späten Anthony Burgess an Greene gestoßen...abgesehen von Burgess' abstoßender Angeberei, wer mehr Alkohol vertrüge und Unterstellungen in Hinsicht auf Greenes Verhältnis zum Doppelagenten Kim Philby hat die Geschichte offensichtlich zugunsten Greenes entschieden - Burgess kennt im deutschsprachigen Raum heute kaum noch jemand . und wenn, dann nur als Autor der Buchvorage zu Kubricks Film "A Clockwork Orange"... seinen Roman "Earthly Powers" und die malysische Trilogie plane ich jedenfalls zu lesen.



Emily Bronte (1818 - 1848)

Wuthering Heights (1847)
...begonnen...großartig und in der Monströsität der emotionalen Verhältnisse der (erweiterten) Familienmitglieder äußerst bemerkenswert und überraschend modern.
Bei aller äußerlichen Altertümlichkeit fasziniert vor allem der Wechsel in den Konstellationen zwischen den Individuen, die Entwicklung der Empfindungen zueinander - und das alles im besten Sinne mehr "beobachtend" als wertend dargestellt.
Wahrhaft lesenswert, jenseits seines "Ruhms" ein Klassiker der Englischen Literatur zu sein.







Norman Mailer (1923 - 2007)

The Deer Park (1955)
...begonnen...und hintangestellt, denn begonnen mit: 



Philippe Djian (*1949)

37,2° le matin, dt.: Betty Blue – 37,2 Grad am Morgen (1985)
Wieder so ein Buch, das ich in zur Zeit seiner Ersterscheinung in meiner Jugend (v.a. aufgrund des Hypes um dieses Werk und den Film) abgelehnt und mich zu lesen geweigert habe.
Gute 35 Jahre später ist das Werk abgelegen, der Lärm verhallt, ich toleranter geworden, bzw. etwas nostalgisch-sentimental...die Übersetzung in bundesdeutsche Alltagssprache hat aber immer noch Fremdschäm-Potential...diese "haste", "kannste", "biste", usw. Floskeln, um Umgangsspachlichkeit darzustellen sind mir einfach zu gezwungen, wirken unerträglich...egal, ich will nicht urteilen, bis ich die letzte Seite gelesen habe.
Offensichtlich ein Text, den Despentes gut kennt und ihm auch viel zu verdanken hat.
Am Ende bleibt dann doch der Überdruss an gekünstelten Formulierungen, wie dass sich "Stille wie Honig über den Raum ergoss" und dergleichen Unfug...solche Formulierungen finden sich mit ermüdender Regelmäßigkeit alle 3-10 Seiten. Schneller umgangssprchlicher Erzähl-Duktus...immer wieder unterbrochen durch diese gezwungen lyrischen Bilder.
Auch die Innenperspektive des Erzählers wirkt ähnlich unangenehm wie in Beigbeder's Un roman français - beständig stellt sich der Eindruck ein, dass die eigentlich treibende Kraft die Konflikte im Seelenleben eines (emotional) wehleidigen jungen Mannes sind, der, kaum der Selbstkritik fähig, sich permanent in seiner Innenperspektive verheddert.
Und dann diese "Crime - Thriller" Elemente, die in der französischen Literatur seit den 1960er Jahren so gern nach Vorbild des US-Kinos eingeflochten werden...einfach unerträglich.
Da meine Teenagerjahre in die 1980er Jahre fallen, bleibt mir aus subjektivem Empfinden doch ein  angenehm-wehmütige Nachgeschmack von Post-Punk "No Future" Lebensgefühl, das sich in teilweise gelungenen Passagen immer wieder dargestellt findet.
Ansonsten kann ich dem Buch auch heute noch nicht viel Positives abgewinnen...zugegeben mag viel daran auch an der deutschen Übersetzung liegen.

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