Montag, 1. April 2019

Notizen April 2019


Esther Vilar (*1935)

Die Mathematik der Nina Gluckstein (1985)

Eine etwas in Vergessenheit geratene Novelle einer Schriftstellerin, die in den 1970er und 80er Jahren in den Medien stark präsent war (v.a. als "skandalumwitterter" Widerpart zu unreflektierten Frauenbewegungen, die im Streben die Frau zu befreien - nach Vilars Theorie - sie noch größerer Unfreiheit aussetzten)...aber - wahrscheinlich hauptsächlich wegen ihres bewussten Rückzugs in die Schweiz - bei der jüngeren Generation kaum mehr bekannt ist.

Das Werk ist voll von anregenden, überlegenswerten Gedanken, kreist um die Konzepte von Liebe und Leidenschaft, bewegt sich tief im emotionalen Leben und Erleben des Menschen des 20. Jahrhunderts und ist voll von schönen Passagen...lediglich die Beispiele aus der Mathematik wirken häufig plump, aufgesetzt und manchmal schmerzhaft trivial (eine Handlungsanweisung muss nicht mathematisch sein und die Parallelen zu mathematischen Gesetzen sind eher weit hergeholt).
Dass die Mathematik den roten Faden darstellt, der sich durch die Novelle zieht und an dem sie aufgehängt ist, rückt das ganze Buch in ein etwas schiefes Licht - teilweise an die Grenze zum Lächerlichen.


Das eigentliche Thema ist ein doppeltes Scheitern der Liebe: die Ich Erzählerin scheitert, weil sie sich dem Geliebten öffnet, mehr gibt als nimmt, ihn aber damit nicht dauerhaft zu fesseln vermag...Nina Gluckstein, deren Geschichte die Ich-Erzählerin in der Novelle zu rekonstruieren versucht, schafft es in ihrem Geliebten durch vorgetäuschte Distanz und Emotionslosigkeit in eine lebenslange, brennende Leidenschaft zu entflammen, die aber so viel Widerspruch in ihrer Welt hervorruft, dass beide letztlich daran zugrunde gehen...eine wunderbare lose-lose Konstellation, die vor allem weiblichen Publikum seit Jahrzehnten fesselt.
Trotzdem ist die Novelle auch heute noch durchaus lesenswert, sofern es unverstellt von Gleichnissen aus der Mathematik um Liebe und Leidenschaft geht. Ein Buch, das in jedem Fall zum Nachdenken über die Rolle von Distanz und Nähe in der Liebe anregt.




Virginie Despentes (*1969)

Das Leben der Vernon Subutex 2 (2015)


...ich kann es nicht lassen und muss herausfinden, wie es mit Subutex weitergeht ;-)

Despentes wird oft mit Houellebecq verglichen...ich denke, dass zwischen beiden folgender Unterschied besteht: Houellebecq's Ich Erzähler entsprechen in Despentes Kosmos (wie sie ihn z.B. in Subutex zeichnet) nur einer, wenn auch einer schillernden, Figur.

Obwohl es zum Verständnis den ersten Band voraussetzt, ist mir der zweite Band lieber gewesen, schein in sich stimmiger inder aufreihung von Charakteren und der (etwas weit hergeholten) Handlung, die sie "auffädelt".
Ich frage mich, ob der Roman einer anderen Altersgruppe als 35 - 55jährige ansprechen kann...ich fand in sehr erhellend, habe aber so viel aus meiner Vergangengehit, meiner Jugen darin gefunden - Gestimmtheiten, Werte, Ideale, Bilder...etwas, das der Generation der nach 2000 Geborenen gar nicht mehr verfügbar zu sein scheint...


Franz Liszt (1811 - 1886)

Transkription nach Franz Schubert Schwanengesang D957 (1928)

z.B.: https://www.youtube.com/watch?v=xhD6Z2oZ4Eo&t=153s

Liebesbotschaft (Ludwig Rellstab)
Kriegers Ahnung (Ludwig Rellstab)
Frühlingssehnsucht (Ludwig Rellstab)
Ständchen (Ludwig Rellstab)
Aufenthalt (Ludwig Rellstab)
In der Ferne (Ludwig Rellstab)
Abschied (Ludwig Rellstab)
Der Atlas (Heinrich Heine)
Ihr Bild (Heinrich Heine)
Das Fischermädchen (Heinrich Heine)
Die Stadt (Heinrich Heine)
Am Meer (Heinrich Heine)
Der Doppelgänger (Heinrich Heine)
Die Taubenpost (alternativ: D 965a) (Johann Gabriel Seidl)