Samstag, 15. Februar 2020

Notizen Februar 2020



Laurence Manning (1899 – 1972) & Fletcher Pratt (1897 – 1956)


The City of the Living Dead (Mai 1930 in Wonder Stories) 
Die Entdeckung von unerschöpflichen Energiequellen und die Entwicklung von Maschinen führt dazu, dass Menschen nicht mehr arbeiten müssen. Als Wissenschaftler entdecken, wie durch Entfernung der Augen nicht nur blinden Menschen die Sehkraft wieder zurückgegeben werden kann, sondern auch beliebige optische virtuelle Realitäten erzeugt werden können, entstehen “Adventure Associations” die den Menschen das Eintauchen in verschiedenste Abenteuer ermöglichen.
Diese werden durch staatlich betriebene “Adventure Machines” abgelöst, die den Menschen durch irreversible Operationen, in denen alle Nerven an Kabel angeschlossen werden, ermöglichen vollständig in einer virtuellen Realität zu leben. Die Reste der der in großen Hallen aufgebahrten Körper werden “elektrisch” ernährt, bzw. am Leben erhalten – eine Praxis, die überhand nimmt und schließlich zum Aussterben dieser Gesellschaften führt.
Diese Dystopie wird in einer Rahmenerzählung von einem Mitglied eines mythisch anmutenten nordischen Stammes erzählt, der als junger Mann von seiner Heimat Alvrosdale aus die Reise zu den “Anglesk”, den Engländern gewagt hat.
Auf wenig nachvollziehbare Weise war diese Kultur viele Jahrhunderte durch ein Gebirge, das bei Experimenten mit unerschöpflichen Energiequellen entstanden ist, vom Rest der Welt isoliert und auf einem Entwicklungsstand stehengeblieben, der mittelalterlichen oder frühneuzeitlichen Wikingerreichen ähnlich zu sein scheint.
Besonders anachronistisch wird der einfache Text aber dort, wo er aus dem Mund des “letzten Engländers” die weiße Rasse als die großartigste und stärkste beschreibt, die in der Lage war, den Rest der Welt zu beherrschen, die Menschen mit “schwarzer, gelber oder roter Haut”, die im Jahre 1950 noch existiert haben als “vorwiegend barbarisch” bezeichnet oder erzählt, dass am Ende auch die “schwarzen Barbaren” untergingen, das sie ihre eigenen “Adventure Machines” entwickelten, gemäß ihrem Geschmack und ihren Bedürfnissen.
Trotz derartiger Schwächen ist die Kurzgeschichte aus dem Jahr 1930 vor dem Hintergrund “moderner” Diskussionen rund um VR und Filmen wie “The Matrix” höchst lesenswert.


Guy de Maupassant (1850 - 1894)

Der Horla (1886/87) 
Phantastische Literatur, wie ich sie schätze, wenn im letzten Drittel auch ein etwas weniger authentisches Pathos vorherrscht.
Wunderbar sind diese Texte, die Abweichungen von der gewöhnlichen Wahrnehmung darstellen, das aber aus der Innenperspektive tun und dabei weder in die Flachheit eines naiven Naturalismus verfallen noch sich im Geschwätz über Übersinnliches verlieren.
Ich musste gleich an "Die liebende Untote" und "Avatar" denken...Die kurze Erzählung rief auch sofort derartig starke Bilder in mir hervor habe den vagen Plan es zu illustrieren, mindestens durch 3 bis 4 Skizzen...


"Ich wache heiter auf, lustig, daß ich singen möchte. Warum? Ich ergehe mich an Wassers Rand und plötzlich kehre ich nach kurzem Spaziergange bedrückt heim, als ob mich zu Haus irgend ein Unglück erwartete. Warum? War es ein kalter Lufthauch, der, als er meine Haut streifte, meine Nerven erschüttert, meine Seele beschattet hat? Ist es die Form der Wolken oder das farbige Licht des Tages, die wechselnde Beleuchtung der Dinge was meine Gedanken beeinflußte, als meine Augen es sahen? Unsere ganze Umgebung, alles was wir gedankenlos betrachten, was wir unwillkürlich streifen, alles was wir unvermutet berühren, alles was verschwommen an uns vorüberzieht, macht auf uns, unsere Sinne und durch sie auf unsere Gedanken, sogar auf unser Herz den Eindruck des Plötzlichen, Überraschenden, Unerklärlichen."




Gottfried Keller (1819 - 1890)

Der Grüne Heinrich (1854-55 / 1879/80) 
Das erste Buch gestaltet sich doch recht langwierig, bin bei Kapitel 20 angelangt. Dennoch finden sich überaus lesenswerte Stellen schon in diesen ersten Kapiteln...z.B. zu Schulsystem, der "Ungezogenheit" von Kindern, Kindererziehung, der erste Versuch einen Baum nach der Natur zu zeichnen...ich habe bisher kaum Stellen gefunden, an die ich mich erinnert hätte...nach nach den 30 Jahren, die vergangen sind, seit ich mich durch das Werk gequält habe.
Eine ähnliche Erinnerung des "Durchquälens" habe ich an Fontanes "Vor dem Sturm", das ich, wenn ich mich recht erinnere, in den 2 Wochen, die ich wegen einer Grippeerkrankung zuhause verbringen musste, gelesen habe.



Renate Welsh (*1937)

Kieselsteine (2019) 
Ich kenne keine Kinderbücher der Autorin. Die knappen, autobiographischen Abschnitte emfrinde ich als lesenswert - wobei ich mir nicht sicher bin, ob das Werk einen Nicht-Wiener oder Nicht-Österreicher ansprechen kann...teilweise sehr interessante Passagen, z.B. der kryptisch-distanzierte Abschnitt, der das Verhältnis der Autorin zu ihrer Stiefmutter streift - insgesamt bleibt aber doch der Eindruck einer Sammlung von Texten, die der Autorin als bedeutungsvolle Abschnitte ihres Lebens gelten dürften aber dem Leser kaum einen wesentlichen Sinnzusammenhang erschließen. 



Eduard Franck (1817 - 1893)

Symphonie in A-Dur  (veröffentlicht 1883, aber vermutlich komponiert in den 1840'er oder 1850'er Jahren) 

z.B.: https://www.youtube.com/watch?v=vAEPv4Bh_rU


Eric Satie (1866 - 1925)

Danses De Travers I, II, & III (1897) 

z.B.: https://www.youtube.com/watch?v=9x6nuiNN3JI


Eric Satie (1866 - 1925)

Danses Gothiques (1893) 

z.B.: https://www.youtube.com/watch?v=P871ssjLhZU