Sonntag, 22. August 2021

Notizen August 2021


Notizen August 2021


Anna Seghers, d.i. Netti Reiling (1900 - 1983)


Transit (1944)

Begonnen....

Andrew O'Hagan (*1968)

The Secret Life: Three True Stories of the Digital Age (2017)

Der erste Essay "Ghosting" über Julian Assange wirkt etwas planlos...man gewinnt den Eindruck des ständigen Umkreisens von Information oder Inhalt...ich gebe zu, immer wieder auf gehaltvolle Geschichten aus Assanges Leben gewartet zu haben...aber O'Hagan bleibt bei der Darstellung von Assanges "Grundkonflikt": offensichtlich wollte Julian Assange eine Autobiographie vorlegen, sich aber nicht auf Fakten aus seiner Lebensgeschichte festlegen lassen & und weiterhin als heldenhafte, ungreifbare Cyber-Legende durch die Geschichte spuken.
Daher ist dieser Essay eben arm an Fakten über die Hauptfigur & das von O'Hagan durchaus gewollt, aber für mit Assanges Biographie weniger vertrauten Lesern wie mir letzlich etwas unbefriedigend...nach über 100 Seiten... Meine Bedenken sind insofern zwar nicht gerechtfertigt, da es O'Hagan in erster Linie darum geht zu erklären, warum das Projekt einer Autobiographie Assanges gescheitert ist. Aber dieser lange Essay ist daher nicht sehr ... wie soll man sagen ... informativ oder unterhaltsam ... & klingt eher wie die Rechtfertigung des Scheiterns des Projekts Assanges Autobiographie zu "ghostwriten".
Die spärlichen Daten aus Assanges Leben, aus dutzenden Stunden Interviews gewonnen, sind - nie durch Assange autorisiert - eben woanders nachzulesen: im 2011 erschienenen Buch: Julian Assange - The Unauthorised Autobiography. 
Im dritten, kürzesten Abschnitt, "The Invention of Ronnie Pinn", berichtet O'Hagan von seinem Versuch mit der Identität eines 1984, im Alter von 20 Jahren verstorbenen Londoners eine neue Identität für "Online-Aktivitäten" zu konstruieren und in "Dark Web Waffen und Drogen zu kaufen: lesenswert, unterhaltsam, aber in keinem Detail überraschend oder neu.
Vermutlich der einzige Essay, den der Leser anhand des Titels dieser Anthologie erwartet. Essay Nummer 1 und 2 kreisen eher um die Besonderheiten bekannter "identitätsloser" Persönlichkeiten der bekannten Internet-Welt.
Während der erste Essay um Julian Assange und die gewollte Unfass-/Ungreifbarkeit dieser "Cyber-Legende" kreist, widmet sich Teil 2 dem bis heute ungeklärten "Identitätskonstrukt" Satoshi und im kurzen Essay Nummero 3 geht O'Hagan selbst daran, in einem Experiment eine Identität zu erschaffen...um damit etwas Unfug hart an und über der Grenze der Legalität anzustellen und diese "Person" dann wieder verblassen zu lassen.
Insgesamt ein stimmiges Konzept, wunderbar beobachtet, recherchiert und mit ebenso viel Witz und Empathie geschrieben, aber etwas lang(atmig) und sicher nicht das, was sich der Leser unter dem Genre "Enthüllungen geheimster Aspekte des Internets" erwartet.
Der Widerspruch hier besteht zwischen solidem & geistreichem schriftstellerischem Schaffen und reißerischer Punchline. 
Enttäuschung beim sensationslustigen Publikum vorprogrammiert.

Franz Schubert (1797 - 1828)

Sechs Moments musicaux D. 780, op. 94 (1823 - 1828)

C-Dur. Moderato
As-Dur. Andantino
f-Moll. Allegro moderato
cis-Moll. Moderato
f-Moll. Allegro vivace
As-Dur. Allegretto

z.B. Alfred Brendel, am Klavier: https://www.youtube.com/watch?v=0WDQL_X7Euk