Notizen August 2024
The Light Invisible (1909)
Bei genuinem Interesse für übernatürliche Erscheinungen und als Ergänzung zu "The Necromancers", sozusagen als Erklärung, in wieweit Benson das Übernatürliche im katholischen Glauben als "legitim" betrachtet hat, dennoch interessant.
Leider sind die übrigen Geschichten aus "The Grimoire and Other Supernatural Stories" nach meinem Wissensstand aktuell weder online, noch in einer erschwinglichen Druckausgabe verfügbar.
Vernichten (französisch: Anéantir 2022)
Von der Kritik weitgehend wenig geliebt, m.E. ein großartiges Werk, wieder einmal provoziert er. Nur eben anders als bisher.
Auf den ersten Blick wirkt der Roman fast sentimental-kitschig. Michel Houellebecq stellt die heterosexuelle Paarbeziehung (bzw. das, was davon im 21. Jahrhundert seiner Meinung nach noch existiert) als bevorzugten Lebensentwurf dar, ja sogar als legitime Alternative zu Euthanasie oder Schmerzlinderung durch Drogen. Reaktionärer geht es kaum, und der intellektuelle Mainstream steht diesmal im Zentrum seines Spotts – und hat es offensichtlich nicht begriffen.
Mit so gut wie keinem Wort werden alternative gesellschaftliche Lebensformen (die unsere (post-)modernen Diskurse dominieren) kritisiert oder auch nur erwähnt. Stattdessen sehen wir hier aufrichtige, von bürgerlichen Idealen überzeugte Politiker (kontrastiert mit populistischen Demagogen), aus europäischer Sicht erfolgreich "integrierte" Einwanderer aus anderen Kontinenten und Kulturen, Freundschaft als Verbindung zwischen Menschen, die Aufrichtigkeit und Ehrlichkeit verbürgt, die monogame, heterosexuelle Paarbeziehung, die Liebe von Eltern zu ihren Kindern (sowie Darstellungen der völligen Abwesenheit derselben), und sogar die abendländisch-christliche Ehe, die als Heilmittel angesichts finanzieller Schwierigkeiten, gesellschaftlicher Benachteiligung, gesundheitlicher Probleme und sogar des Todes vorgeführt wird. All das geschieht vor dem Hintergrund einer fast völlig sinnentleerten Welt.
Am Rande driften die involvierten Personen teilweise in Mystizismus, Weltverschwörungsphantasien und identitäre politische Zirkel ab. Doch diese alten Strukturen – Aufrichtigkeit, Freundschaft, Ehe – bleiben die letzten Anker eines möglichen Glücks. Das will heute allerdings kaum jemand hören (oder lesen).
Wieder einmal ein trauriger, etwas sentimentaler und auch nicht frei von Selbstmitleid geprägter Abgesang auf die Kultur des Abendlandes. Trotzdem weit scharfsinniger als Houellebecqs Kritiker.
Schade, dass sich Houellebecq kurz darauf mit Quelques mois dans ma vie. Octobre 2022 – Mars 2023 derartig diskreditiert hat, dass er es seinen Gegnern sehr leicht gemacht hat, ihn pauschal zu verunglimpfen.