Notizen Juni 2024
Südlich der Grenze, westlich der Sonne (kokkyō no minami, taiyō no nishi, 1992)
Zuletzt im März
2020 gelesen. Warum ich plötzlich das Bedürfnis verspürte Houellebecqs
"Vernichten" zur Seite zu legen und Murakamis kurzen Roman aus 1992
wieder zu lesen, weiß ich nicht.
Vielleicht war es eine Assoziation, verursacht durch die Lektüre von Yamadas "Strangers".
Vor 4 Jahren
schrieb ich noch:
"Ja, das
Werk resonniert sehr lange und sehr stark in mir - obwohl es für mich in den
ersten Kapitel diesen Geruch von 80er Literatur hatte, diese Phantasien
verwöhnter, aus wohlhabenden Familien stammenden Männern, von Easton Ellis,
McInerney, Houellebecq oder dem wehleidigen Beigbeder und sich zwischen teuren
Anzügen, Eigentumswohnungen und Luxusautos bewegt - aber dann wird es sehr
tief, oszilliert wunderbar zwischen Phantasie und Realität, obwohl letzteres ja
auch sehr 80's, Easton-Ellis-like ist...trotzdem, ein großartiges Buch über
einen Mann, der sich mit dem Tod, mit dem was heute "Midlife-Crisis"
genannt wird, konfrontiert sieht...alles etwas in "Neo-Noir", etwas
in der Melancholie Casablancas verpackt, aber es gibt noch vieles zu dem Werk
zu sagen...über die Sprache kann ich nicht urteilen, da es sich um die doppelt
gebrochene Übersetzung Japanisch - Englisch - Deutsch handelt.
Da schreibt ein Japaner, geschult an amerikanischer Literatur ein Werk, das wahrscheinlich den japanischen Leser stark an das Flair von Humphrey Bogart Filmen erinnern soll, dieser Text wurde dann in englische Sprache übersetzt und diese Übersetzung wiederum ins Deutsche...man kann das ursprüngliche Sprachgefühl wohl kaum mehr erahnen..."
Mittlerweile
sträubt sich etwas gegen diese lässige Flachheit eines verwöhnten Mannes in
seinen 30ern. Ich muss dabei immer daran denken: Was wäre, wenn mir ein Freund
oder Bekannter diese Geschichte erzählte?
Und ich fühle dann, wie ein gewisser Widerwille gegen diesen imaginären Gesprächspartner in mir aufsteigen würde...
Diese Weltsicht
erinnert an diese eitle Weinerlichkeit verwöhnter junger Männer, ähnlich wie
bei Beigbeder oder dem jungen Jay McInerney.
In diesem Punkt
glaube ich die Abneigung Sigrid Löfflers beinahe nachvollziehen zu können.
Und dann entsteht beim Lesen mitunter so ein Gefühl von coelho-artigem Kitsch.
Vielleicht liegt es ja auch tatsächlich an der Übersetzung, aber viele Dialoge zwischen dem Ich-Erzähler Hajime und seinen weiblichen Gesprächs-(Partnern) Shimamoto, Izumi sowie seiner Frau Yukiko sind in derartig wenigen, trivialen Worten wiedergegeben...das wirkt in deutscher Sprache einfach befremdlich bis lächerlich.
Schade, die Geschichte der geheimnisvollen Shimamoto, dieses Spiel mit der Realität, nie wird ganz klar, ob die "erwachsene" Shimamoto dem Ich-Erzähler real begegnet, hat sehr viel mehr Potential.
Eher eine
ernüchternde Erfahrung des Wiederlesens eines Buches, das ich in besserer
Erinnerung hatte...
The Necromancers (1909)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen