Dienstag, 18. Juni 2024

Notizen Juni 2024

Notizen Juni 2024



Haruki Murakami (*1949)

Südlich der Grenze, westlich der Sonne (kokkyō no minami, taiyō no nishi, 1992)

Zuletzt im März 2020 gelesen. Warum ich plötzlich das Bedürfnis verspürte Houellebecqs "Vernichten" zur Seite zu legen und Murakamis kurzen Roman aus 1992 wieder zu lesen, weiß ich nicht.

Vielleicht war es eine Assoziation, verursacht durch die Lektüre von Yamadas "Strangers".

Vor 4 Jahren schrieb ich noch:

"Ja, das Werk resonniert sehr lange und sehr stark in mir - obwohl es für mich in den ersten Kapitel diesen Geruch von 80er Literatur hatte, diese Phantasien verwöhnter, aus wohlhabenden Familien stammenden Männern, von Easton Ellis, McInerney, Houellebecq oder dem wehleidigen Beigbeder und sich zwischen teuren Anzügen, Eigentumswohnungen und Luxusautos bewegt - aber dann wird es sehr tief, oszilliert wunderbar zwischen Phantasie und Realität, obwohl letzteres ja auch sehr 80's, Easton-Ellis-like ist...trotzdem, ein großartiges Buch über einen Mann, der sich mit dem Tod, mit dem was heute "Midlife-Crisis" genannt wird, konfrontiert sieht...alles etwas in "Neo-Noir", etwas in der Melancholie Casablancas verpackt, aber es gibt noch vieles zu dem Werk zu sagen...über die Sprache kann ich nicht urteilen, da es sich um die doppelt gebrochene Übersetzung Japanisch - Englisch - Deutsch handelt.

Da schreibt ein Japaner, geschult an amerikanischer Literatur ein Werk, das wahrscheinlich den japanischen Leser stark an das Flair von Humphrey Bogart Filmen erinnern soll, dieser Text wurde dann in englische Sprache übersetzt und diese Übersetzung wiederum ins Deutsche...man kann das ursprüngliche Sprachgefühl wohl kaum mehr erahnen..."

Mittlerweile sträubt sich etwas gegen diese lässige Flachheit eines verwöhnten Mannes in seinen 30ern. Ich muss dabei immer daran denken: Was wäre, wenn mir ein Freund oder Bekannter diese Geschichte erzählte?
Und ich fühle dann, wie ein gewisser Widerwille gegen diesen imaginären Gesprächspartner in mir aufsteigen würde...

Diese Weltsicht erinnert an diese eitle Weinerlichkeit verwöhnter junger Männer, ähnlich wie bei Beigbeder oder dem jungen Jay McInerney.

In diesem Punkt glaube ich die Abneigung Sigrid Löfflers beinahe nachvollziehen zu können.

Und dann entsteht beim Lesen mitunter so ein Gefühl von coelho-artigem Kitsch.

Vielleicht liegt es ja auch tatsächlich an der Übersetzung, aber viele Dialoge zwischen dem Ich-Erzähler Hajime und seinen weiblichen Gesprächs-(Partnern) Shimamoto, Izumi sowie seiner Frau Yukiko sind in derartig wenigen, trivialen Worten wiedergegeben...das wirkt in deutscher Sprache einfach befremdlich bis lächerlich.

Schade, die Geschichte der geheimnisvollen Shimamoto, dieses Spiel mit der Realität, nie wird ganz klar, ob die "erwachsene" Shimamoto dem Ich-Erzähler real begegnet, hat sehr viel mehr Potential.

Eher eine ernüchternde Erfahrung des Wiederlesens eines Buches, das ich in besserer Erinnerung hatte...




Robert Hugh Benson (1871-1914)

The Necromancers (1909)

Totenbeschwörung mit ihren Risiken und Nebenwirkungen aus Sicht dieses katholischen Schriftstellers, der heute ideologisch vermutlich in der intellektuellen Öffentlichkeit der "westlichen Staaten" als inakzeptabel gilt und von dem wenn, dann vermutlich nur mehr sein dystopischer Roman "Lord of the World" gelesen wird.
Der Roman beginnt sehr gesittet "viktorianisch". Ich bin gespannt und völlig offen, was da kommen mag...