Dienstag, 4. Februar 2025

Notizen Februar 2025

Notizen Februar 2025


Edgar Wallace (1875– 1932)



Sanders Of The River (1911, dt. Sanders vom Strom)

Viele Romane europäischer Schriftsteller über Afrika oder mit einem in Afrika angesiedelten Schauplatz mussten sich – mehr oder weniger zu Recht – den Vorwurf der Ignoranz, des Eurozentrismus oder gar des Rassismus gefallen lassen. Dies gilt auch für Edgar Wallace mit seinen "Sanders-Romanen".

In vielen Fällen halte ich diese Kritik für überzogen, da man jedem Vertreter einer Kultur seinen eigenen Blickwinkel, jeweils limitiert durch eben diese Kultur seiner Zeit, zugestehen muss – sei es einem Japaner, der über Europa schreibt (wie Mishima), oder einem anderen Autor. Nur weil eine Perspektive aus einer Position der Stärke heraus eingenommen wird – aus der zur jeweiligen Zeit "herrschenden" Klasse oder Kultur – bedeutet das nicht zwangsläufig, dass sie falsch ist. Dennoch haben postmoderne und postkoloniale Theorien diese Sichtweise in den letzten 50 Jahren nahezu unreflektiert zum Dogma erhoben.

Bei den Afrika-Romanen von Edgar Wallace ist jedoch harte Kritik angebracht – weniger wegen der Abwertung afrikanischer Charaktere, die meines Erachtens weniger ausgeprägt ist als bei vielen seiner Zeitgenossen, sondern vielmehr aufgrund der völlig eklektizistischen Darstellung des Kontinents. Das Gesamtbild erscheint schlichtweg absurd: Es wird eine Phantasieversion Afrikas präsentiert, die ebenso lächerlich wirkt wie Zamunda oder Wakanda.

Der Ort der Handlung ist rein fiktiv und nicht zu verorten. Wir lesen von Flüssen auf dem Gebiet des heutigen Uganda, bunt gemischt mit Stämmen Westafrikas. Dann wird Liberia erwähnt, manches erinnert an die britische Kolonialverwaltung Nigerias – ein reines Fantasiegebilde.

Das ist in etwa so, als würde ein amerikanischer Schriftsteller einen Roman über Europa verfassen, in dem die Hauptfigur in einem französischen Bistro in Moskau Wiener Schnitzel isst und dabei die Spiegelung der Engelsburg im Rhein bewundert.

Teilweise durchaus interessante Geschichten vor einer unerträglich künstlichen Kulisse.

Ernst Jünger (1895– 1998)


Siebzig verweht II (1981)

Nebenbei...faszinierend an Jünger ist, wie sehr er sich den üblichen Kategorien von Rechts und Links, von Anarchist, Bolschewist, Militarist, Nationalsozialist, Ästhetizist, usw. immer wieder entzieht.